Welche Strategien gibt es gegen AUTORITÄTSMISSBRAUCH?
Unsere ausführende Organisation PHASE Nepal implementiert eine Reihe von Verhaltensregeln und Richtlinien zu verschiedenen Themen rund um den Missbrauch von Autorität: bezüglich Korruption, zum Schutz von Kindern und vulnerablen Erwachsenen, zu Konfliktmanagement, zu Gender und Sozialer Inklusion sowie zu Good Governance und Materialeinkauf. Diese Systeme und Richtlinien werden strikt beachtet und ihre Nichteinhaltung wird streng geahndet. Weitere Informationen im Organisationsprofil von PHASE Nepal (auf Englisch).
Wie funktioniert das BILDUNGSSYSTEM in Nepal?
Das neue Bildungssystem beruht auf einem mehrstufigen Schulsystem, das ineinander greift. Eine achtjährige Grundschule (5 bis 13 Jahre) umfasst Nepali-Unterricht, Englisch, Mathematik, Gesellschaftskunde und Naturwissenschaften, in den höheren Klassen auch Gesundheits- und Umweltkunde. Nach der 8. Schulstufe findet das „Lower Level Secondary Exam“ statt. Die Grundschule geht in die vierstufige Sekundarschule (9. bis 12. Schulstufe) über, nach der 10. Klasse wird die „Secondary Education Examination“ (SEE) auf nationaler Ebene durchgeführt (zentrale Prüfungsfragen und Bewertung), nach zwei weiteren Jahren die „Grade 12 High School Examination“, die den Zugang zu Colleges und Universitäten ermöglicht.
Ein Problem für den Bildungszugang – besonders in entlegenen Regionen – ist, dass es nicht in allen Gemeinden Sekundarschulen gibt, bzw. dass nicht alle Sekundarschulen voll ausgebaut sind. Für den weiteren Schulzugang sind Kinder häufig auf Internate angewiesen, was sich viele Familien nicht leisten können. Zudem gibt es in Nepal auch einen riesigen Privatschulmarkt. Privatschulen bieten nicht unbedingt eine bessere Bildung als Regierungsschulen, genießen aber einen besseren Ruf; daher investieren viele Familien viel in Schulgeld. Regierungsschulen haben dadurch wenig Motivation, das Niveau zu heben, da zumindest in Städten hauptsächlich Kinder aus bildungsfernen Schichten in Regierungsschulen gehen, deren Eltern keine Lobby haben und keinen Druck ausüben können, die Dinge zu verbessern. In ländlichen Gebieten fehlt es oft am Bewusstsein, wie wichtig Bildung ist, und weiterhin brechen viel zu viele Kinder ihre Schulbildung frühzeitig ab oder gehen erst gar nicht in die Schule.
Investiert PHASE in die FORTBILDUNG der Mitarbeiter:innen?
PHASE Nepal legt großen Wert auf regelmäßige Fortbildung und investiert ungefähr 5% seines Jahresbudgets in Trainings und Fortbildungen. Zweimal jährlich werden alle Mitarbeiter:innen nach Katmandu gerufen und erhalten eine intensive mehrtägige Fortbildung. Zudem erhalten Mitarbeiter:innen Gelegenheit, an Fachausbildungen teilzunehmen, etwa im Setzen von Implantaten zur Familienplanung. So weit wie möglich werden auch die Mitarbeiter:innen der Regierung in diese Fortbildungen eingebunden.
Im Gesundheitsprogramm gibt es zusätzlich ein Volunteer-Programm mit britischen Allgemeinmediziner:innen, das PHASE Worldwide organisiert: Sie besuchen für ein bis mehrere Wochen die Gesundheitsposten, beobachten die PHASE-Mitarbeiter:innen bei ihrer Arbeit, und geben Feedback und halten abends Kurse zu spezifischen Fragen der ANMs ab.
Wie sieht das GEHALTSSCHEMA der nepalesischen Mitarbeiter:innen im Vergleich zu anderen Organisationen aus?
PHASE beschäftigt in Nepal qualifizierte, meist junge Nepalis. Das Gehaltsschema von PHASE Nepal liegt im Vergleich mit ähnlichen NGOs in Nepal für vergleichbare Posten etwas unter dem Durchschnitt, im Vergleich zu entsprechenden Regierungsposten verdienen unsere Mitarbeiter:innen nicht signifikant mehr (Regierungsposten sind allerdings sozusagen „verbeamtet“, also unbefristet, während wir unseren Mitarbeiter:innen nur befristete Projektanstellungen bieten können). Dadurch kommt es immer wieder vor, dass PHASE Mitarbeiter:innen sowohl an andere NGOs, die besser zahlen, als auch an die Regierung „verliert“; wir betrachten diese Dynamik allerdings durchaus als Teil unseres Beitrags zu einer generellen Verbesserung der Dienste in entlegenen Regionen, da diese ehemaligen PHASE-Mitarbeiter:innen ihr erworbenes Wissen und die Standards, die bei PHASE angesetzt werden, in ihre neuen Arbeitsverhältnisse mitnehmen.
Wie ist das GESUNDHEITSSYSTEM in Nepal organisiert?
Das öffentliche Gesundheitssystem in Nepal ist im Primärversorgungsbereich, in dem sich PHASE engagiert, um „Primary Healthcare Centers“ herum organisiert, die von ehrenamtlichen „Health Management Committees“, also lokalen Aufsichtsgremien, verwaltet werden. In jedem Gesundheitsposten sollten mehrere Regierungsangestellte arbeiten, die zudem von den sogenannten „Female Community Health Volunteers“ unterstützt werden, Frauen aus der Gemeinde, die als erste Ansprechpartnerinnen fungieren und z. B. bei Impfkampagnen helfen. Ein Problem, vor allem in den entlegenen Dörfern, besteht im „Absenteeism“, d. h. dass die Angestellten über längere Zeiträume nicht auf ihrem Posten sind; und Folge davon ist, dass die Menschen das Angebot nur wenig nachfragen – ein Teufelskreis, da dann die Regierungsangestellten noch weniger Anlass haben, regelmäßig vor Ort zu sein. Ein weiteres Problem ist das mangelnde Wissen der lokalen Regierungen und Aufsichtsorgane, die etwa bei der Medikamentenbeschaffung oft überfordert sind, wodurch wichtige Medikamente oft monatelang nicht verfügbar sind.
PHASE greift auf allen diesen Ebenen ein: Durch Anstellung von zusätzlichen, gut ausgebildeten und motivierten (und supervidierten) Mitarbeiter:innen sowie durch Bereitstellung von zusätzlichen Medikamenten und Materialien sowie Unterstützung bei der Organisation der Beschaffung; durch Motivation und Fortbildung der Aufsichtsorgane; und durch intensive aufsuchende Arbeit (Outreach), bei der die Mitarbeiter:innen in den Dörfern von Haus zu Haus gehen und z. B. schwangere Frauen motivieren, zu Vorsorgeuntersuchungen zu kommen.
Gibt es Strategien bezüglich KORRUPTION?
Wie in vielen Ländern des globalen Südens ist Korruption auch in Nepal ein Thema, wenn sie auch offiziell intensiv bekämpft wird (durch die Commission for the Investigation of Abuse of Authority – CIAA). PHASE implementiert einen Nulltoleranz-Ansatz gegenüber Korruption und eine transparente Rekrutierungspolitik, um Nepotismus, also „Freunderlwirtschaft“ zu vermeiden. Eine klare und transparente Organisationspolitik bezüglich Korruption stellt zudem einen wirksamen Schutz der Angestellten vor Ort dar, die sich im Fall von (politischem, familiärem, persönlichem) Druck darauf berufen können.
Zusätzlich wird PHASE Nepal jährlich von einer unabhängigen Wirtschaftsprüfungskanzlei geprüft; einzelne Projekte werden zudem von unabhängigen Institutionen auditiert (z. B. DFID, EKFS, ADA).
Innerhalb der Projekte führt PHASE zudem Public Audits in den Projektgemeinden durch: Die Mitarbeiter:innen von PHASE geben mindestens einmal jährlich öffentlich Auskunft über die durchgeführten Maßnahmen und die dafür verbrauchten Budgetmittel, um Transparenz zu erreichen und den Gemeinden die Möglichkeit zu geben, die Mittelverwendung zu prüfen.
Was ist zur MITTELHERKUNFT zu sagen?
PHASE Austria bezieht bisher seine Mittel aus unterschiedlichen Quellen: Spenden von Privatpersonen, Projektförderungen durch öffentliche Stellen (z. B. Stadt Wien, Bundessportministerium) und Stiftungen (z. B. EKFS, SFS), sowie zu einem geringen Anteil aus den Einkünften von Veranstaltungen.
Wie wählt PHASE die PROJEKTGEMEINDEN aus?
PHASE hat klare Kriterien für die Auswahl von Projektgemeinden: Die Organisation engagiert sich grundsätzlich in besonders armen und benachteiligten Regionen oder Gemeinden, in denen aufgrund ihrer extremen Unzugänglichkeit und Abgelegenheit die Arbeit besonders schwierig ist und wo daher nur wenige NGOs dort aktiv sind. Daneben ist PHASE immer bemüht, den logistischen Aufwand möglichst gering zu halten, indem regionale Projektcluster geschaffen werden, sodass bei Materialtransport und Supervision Kosten eingespart bzw. möglichst gering gehalten werden können.
Weitere Kriterien sind die Bereitschaft der lokalen Behörden und der lokalen Bevölkerung, einen Beitrag zu leisten, sowie – wie immer – die finanziellen Möglichkeiten.
Wofür werden SPENDENGELDER verwendet?
PHASE Austria ist um einen effizienten und sparsamen Mitteleinsatz bemüht. Seit 2007 beruhen sowohl die gesamte Vereinsarbeit als auch Fundraising und Projektmanagement auf ehrenamtlichem Engagement, der Verein hat bisher keine Büroräumlichkeiten oder andere Infrastruktur. Notwendige Kosten wie die Wirtschaftsprüfung, die für die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden notwendig ist, wurden lange Zeit direkt von Mitgliedern des Vorstands getragen. Auch Webseiten- und Folderdesign und ähnliche Kostenfaktoren werden durch ehrenamtlichen Unterstützer:innen erledigt. Daher können wir fast unsere gesamten Mittel direkt in den Projektgebieten einsetzen. Im Jahr 2021 betrug der Aufwand für Verwaltung und Fundraising in Österreich weniger als 2% der gesamten Ausgaben von PHASE; mehr als 98% unserer Ausgaben kamen direkt den Projekten in Nepal zugute.
Kann man sich bei PHASE Austria als VOLUNTEER/FREIWILLIGE:R engagieren?
Immer wieder werden wir gefragt, ob wir auch Freiwillige nach Nepal entsenden. Die Antwort lautet im Prinzip Nein, aber… Grundsätzlich steht PHASE dem Freiwilligenkonzept kritisch gegenüber, da es häufig mehr der Selbstverwirklichung der (westlichen) Freiwilligen als der nachhaltigen Unterstützung von Projekten dient, und vertritt daher die Ansicht, dass die Beschäftigung von Nepalesinnen und Nepalesen aus mehreren Gründen vorzuziehen ist: Sprachkompetenz, Vorbildwirkung, kulturelle Kompetenz und Schaffung von Einkommen für qualifizierte und engagierte junge Menschen im Land sind einige davon. Allerdings organisiert unsere Partnerorganisationen PHASE Worldwide seit Jahren ein erfolgreiches Mentoring-Programm mit britischen Allgemeinmediziner:innen, bei dem diese jeweils ein bis mehrere Wochen in den Gesundheitsposten bleiben und die PHASE-Mitarbeiter:innen bei der Arbeit beobachten und ihnen intensive Fortbildungen bieten. PHASE Nepal hatte auch immer wieder Unterstützung von Expert:innen, die bei der Organisationsentwicklung halfen (Buchhaltung, Organisationsberatung).
Weitere Informationen zu einer kritischen Sicht auf internationale Freiwilligentätigkeit bietet etwa die Organisation Learning Service.
In Österreich dagegen freuen wir uns über Menschen, die uns in der Vereinsarbeit oder bei Fundraising und Kommunikationsaufgaben usw. unterstützen möchten!